Am Wochenende vom 26.08. – 28.08.2016 richtete in diesem Jahr der PSV München im Ortsteil Moosach die Deutsche Meisterschaft des DSB für die 720iger Runde aus. Als spektakuläre Neuerung fand das Finalschießen um die Medaillen zum ersten Mal in einer speziellen Arena statt. Der Ablauf und die Übertragung für die Zuschauer war ähnlich wie bei den Olympischen Spielen, die Kampfrichter führten die Athleten in die Arena, wo sie mit ihren bisherigen Leistungen von einem Sprecher vorgestellt wurden. Zuschauerwirksam wurde alles mit Hintergrundmusik auf eine überdimensionale Fotowand übertragen, die den Zuschauern die Verfolgung der Duells erlaubte. Eine Neuerung, die viel Zuspruch erhalten hat, gegenüber den Vorjahren gab es deutlich mehr Zuschauer, die sich die Spannung der Finalkämpfe nicht entgehen ließen.
Von unserem BSC Vorgebirge hatten in diesem Jahr 4 Starter die Startberechtigung für die DM erreicht, wieder einmal hat sich unser Verein bei den vorgeschalteten Landesmeisterschaften gut dargestellt. Tatsächlich angetreten bei der DM für den BSCV ist Christoph Breitbach in der Juniorenklasse Recurve.

Carlo Schmitz (TuS Holten) mit Silber und Christoph Breitbach (BSC Vorgebirge) mit Bronze, Medaillengewinner für den Rheinischen Schützenbund
Wie bei jeder DM üblich, haben sich eine Vielzahl von Ausstellern am Rande der Meisterschaft aufgestellt, die DM ist auch für Nicht-Leistungsschützen immer eine Reise wert. Es gibt viel zu sehen und die bayrische Brotzeit ist nicht zu verachten!
Hier ist das Wettkampffeld für die Qualifikation zu sehen. Die Schützen geben bei der Trefferaufnahme die Ergebnisse in ein Terminal ein, das allen Zuschauern im WWW das Livescoring erlaubt. Die Veranstalter haben für viele Schatten spendende Zelte gesorgt und die Versorgung für das leibliche Wohl stand der Liveverfolgung des Wettkampfs nicht nach.
Das Wetter in ganz Deutschland war heiß, im Vorgebirge wurden locker die 37° C erreicht, in München war es mit 29° C deutlich kühler. Aber auf dem Wettkampfeld gab es für die Schützen keinen Schatten! Die Sonne war kräftezehrend, für die Top-Schützen startete der Wettkampf morgens gegen 08:00 Uhr und bis zur Siegerehrung dauerte es bis ca. 20:00 Uhr. Nur gut trainierte Athleten haben in der Hitzeschlacht bei hoher Luftfeuchtigkeit ihre Leistung abrufen können.
Christoph hat in der Qualifikationsrunde zu kämpfen gehabt, aber es ging vorrangig darum, die Finalrunde zu erreichen. Das ist die Stärke von Christoph und dafür ist ein Platz unter den besten 16 gut genug. Mit dem Ergebnis von 315 und 307 Ringen gelang Christoph in der Hitzeschlacht der 9. Platz und damit war der Weg für das Finale gesichert.
In den Finalkämpfen schießen die Gegner im Satzsystem gegeneinander. Es werden jeweils 3 Pfeile geschossen und derjenige Schütze, der mehr Ringe erreicht hat, erhält 2 Punkte. Der Schütze mit 6 Punkten oder mehr gewinnt das Match und kommt eine Runde weiter.
Florian Babl war nach der Qualifikation auf Platz 8 qualifiziert und damit ähnlich wie Christoph klassifiziert. Beim Stand von 4:4 schoss Christoph die 27 während der Gegner sich eine 22 erlaubte. Das Match endete für Christoph mit 6:4 und damit war der Sprung vom 1/8 Finale in das 1/4 Finale geschafft.
Im 1/4 Finale traf Christoph auf den besten der Qualifikation und den aktuell Führenden der deutschen Rangliste, Konrad Komischke, ein sehr schwerer Gegner. Christoph zeigte in diesem Match konzentriertes Schießen und ging mit 6:0 als Sieger hervor. Damit war das Halbfinale erreicht! – Christoph schoss die 30, 27 und 28 und lies dem Bestplatzierten aus der Qualifikationsrunde keine Chance.
Das Halbfinale wurde mit 2 Schützen des Rheinischen Schützenbundes besetzt. Einmal mit Carlo Schmitz und zum anderen mit unserem Christoph Breitbach.
Die Wartezeit für das Halbfinale war sehr lang. Die Schützen suchten den Schatten, bis die Auswertung und die Scheiben standen. Im Halbfinale traf Christoph auf Johannes Meier. Johannes ist ein sympathischer Schütze, der sich mit 7:3 gegen Christoph durchgesetzt hat. Beide Schützen hatten in der Hitzeschlacht zu diesem Zeitpunkt mit Abstand die höchsten Ringzahlen auf dem Feld. Johannes war an diesem Tag etwas konstanter und hat sich damit den Weg in das Finale verdient erkämpft, für Christoph blieb der Kampf um den 3. Platz.
Hier ist die Finalarena zu sehen. Die Zuschauer hatten eine extra Leinwand, die sowohl die Zielscheiben als auch den aktuellen Stand anzeigte. Untermalt mit Hintergrundmusik und einem guten Kommentator wurde Bogenschießen wirklich gut in Szene gesetzt. Zumindest für die Zuschauer – die beiden Athleten, die in dieser Arena antreten müssen, haben einen großen Druck und einige Athleten konnten unter diesen Bedingungen nicht ihr Potential abrufen.
Christoph wurde mit dem Kampfrichter in die Arena begleitet. Zuvor durfte der „Trainer“ Thomas Breitbach die Position in der Arena einnehmen. Der „Trainer“ darf während des kompletten Wettkampfs dem Athleten Tipps geben und die Trefferlage ansagen – alles wie bei Olympia. Und der Druck auf den Bogenschützen unter diesen Bedingungen ist enorm. Ich finde es gut, dass der DSB reagiert hat und unsere Bogenschützen auf die international üblichen Abläufe vorbereitet.
Jeder Finalteilnehmer benennt einen „Agent“ der ihn an der Schießscheibe vertritt. Es geht darum, die Wertung zu akzeptieren oder anzuzweifeln und dann ggf. einen Kampfrichter für die Wertung rufen. Dann werden die Pfeile gezogen und zum Schützen zurück gebracht. Der Bogenschütze verbleibt während dessen in der Arena und konzentriert sich dabei auf das Schießen, bzw. ist darauf angewiesen, dass alle ihren „Job“ im seinen Sinne auch erfüllen. Die Pfeile werden vom „Agent“ gezogen und dann an einen „Läufer“ in einem Köcher übergeben, der ohne die Pfeile zu berühren und ohne Hast die Pfeile unbeschädigt dem Schützen für die nächste Wertungsrunde aushändigt.
Zwar werden die Treffer auf der großen Leinwand angezeigt, aber das Spektiv ist nach wie vor unverzichtbar. Die Details, die dort sichtbar sind, helfen dem Schützen und dem Trainer.
Das Finale verlief so spannend, wie man es sich wünschen darf. Die ersten beiden Sätze gingen mit 24:25 an den Gegner Hendric Schüttenberg. Dabei wurde eine knappe 8 gegen Christoph gewertet (hätte eine 9 sein sollen). Mit 0:4 Rückstand kann man nichts mehr verlieren; die Sonnenbrille abgenommen und den Wettkampf in dieser Arena aufgenommen – Christoph hat seine Stärken wieder gefunden.
Es folgte eine 29 während der Gegner „nur“ eine 26 liefern konnte. Es stand also 2:4 für den Gegner und in der nächsten Passe legte Christoph erneut eine 28 vor, die Hendric mit einer 27 beantworte. Es stand also 4:4 und die große Entscheidungspasse stand an! In der letzten Passe schoss Christoph weiter konzentriert und mit 28:25 ging der letzte Satz und damit das Match mit 6:4 an Christoph! – Bronzemedaille, Super! Glückwunsch!
Die Gegner respektieren sich und am Ende des Matches erfolgte die sportliche faire Gratulation von Hendric an Christoph.
Siegerpodest: 1. Johannes Maier 2. Carlo Schmitz 3. Christoph
Bericht: Uwe Losse
Fotos: Thomas Breitbach