Aktion Holzbogenbau beim BSC Vorgebirge

Ein Bericht von Bernd Roffalski

Normalerweise werden beim BSC V Bögen benutzt, die aus Kunststoffen wie z. B. Carbon, Glasfaser oder auch Aluminium usw. im Mittelteil hergestellt sind. Dasselbe gilt für die Wurfarme. Diesmal war es anders, denn der reine Holzbogen stand im Fokus. Grund für die Mühen war, dass Rüdiger und Uwe sich zu einem Dünenturnier in Holland angemeldet haben, bei dem nur Holzbögen zugelassen sind. Die Ausschreibung besagt, dass keine Hilfsmittel und Verbesserungen am Bogen wie Glasmatten, Carbon usw. erlaubt sind. Was machen, wenn kein entsprechender Bogen zur Verfügung steht?

Also, selber bauen, klar. Rüdiger besorgte bei einem Bogenbauer 4 Bogenrohlinge aus Esche. Jetzt fehlte nur noch eine Person mit den entsprechenden Kenntnissen. Hier wurden wir (Rüdiger und Uwe) bei Dieter Buschke fündig, der uns mit Rat und Tat zur Seite stand. Da wir mehrere Uwes im Verein haben: gemeint ist Uwe der Schornsteinfegermeister.

Und los ging es am Samstag, den 16.07.16 auf dem Vereinsgelände so gegen 10.00 Uhr. Wir, das sind nun Dieter als Meister und die Lehrlinge Rüdiger, Uwe und ich (Bernd). So lernten wir als erstes, wie groß die Anzahl an Werkzeugen ist, um Holz von einem Rohling zu bearbeiten und um das Holz abzutragen. Ziehklingen gerade, gekehlt, halbrund und was es noch für Formen gibt. Weiterhin gibt es verschiedene Formen und Bauarten von Stechbeiteln, Ziehmessern und dasselbe gilt für Feilen. Die meisten Werkzeuge waren mir bekannt, nur die Ziehklinge nicht. Also was ist eine Ziehklinge? Einfach betrachtet ein rechteckiges Stück Blech mit einem Metallgrad dran. Ihr kennt das sicher, wenn ihr ein Stück Blech schneidet, dann entsteht am Rand ein Metallgrad, der super scharf ist. Mit diesem Grad wird dann durch eine ziehende Bewegung ein dünner Holzspahn vom Bogenrohling abgetragen. Soweit so gut und ganz schön mühsam.

Als erstes den Rohling in einen Schraubstock einspannen, mit der Rückenseite nach oben und so bearbeiten, dass ein Jahresring komplett sichtbar wird. Dieter erklärte uns, wie wir einen Jahresring erkennen und dass dieser eigentlich aus zwei Ringen besteht. Dem Sommerring, helle Farbe (schnelles Wachstum) und dem Winterring, dunkle Farbe (langsames Wachstum). Was es nicht alles gibt. Also frisch ans Werk und mit den eben aufgezählten Werkzeugen die Rückenseite so bearbeiten, dass nur ein Jahresring von Anfang bis zum Ende des Bogenrückens  durchgängig sichtbar wurde. So wurde auch der kleinste Rest entfernt.

Als zweites zeichnet der Meister die Bogenform auf den Rücken. Die Bogenform war in unserem Fall ein Flachbogen. Nach dem bekannten Bildhauermotto „Es wird alles entfernt an Holz bis die Grundform fertig ist“, hahaha. Leichter gekalauert als getan. Am Ende musste doch ein Elektrohobel her. Dies war der erste Tag. Die Arme waren lang und die Hände brannten. Sch….önes Bogenbauen.

Zweiter Tag
Wir trafen uns bereits gegen 9:00 Uhr. Für einen normalen Bogenschützen eine schier unmögliche Zeit, da viel zu früh, wenn kein Turnier ansteht. Nach einem Schluck Kaffee und dem Begutachten der der geleisteten Arbeit der Mitstreiter wurde der Arbeitsplatz wieder eingerichtet. Neben den jetzt bekannten Werkzeugen wurde eine Vorrichtung angebracht, die das Spannen des Bogens erleichterte. Diese bestand aus einer Auflage für den Bogen und einem Flaschenzug sowie weiterhin einer Art Spannschnur, die auf die Enden des Bogens gestülpt wurden. Der Flaschenzug wurde unterhalb der Bogenauflage befestigt. Die Vorgehensweise war also folgende:

  • Bogen auf die Auflage legen
  • Spannleine an beiden Enden befestigen
  • Die Kralle vom Flaschenzug in die Spannleine einhängen
  • Und die Schnur des Flaschenzuges langsam anziehen

Jetzt stand der Erbauer etwa 5 Meter entfernt von seinem Bogen und durfte die Biegung der Wurfarme bestaunen. Ein erhebendes Gefühl. Ich bin richtig stolz auf mich. Meine Mitbauer hatten wohl das gleiche Gefühl dabei.

Den nachfolgenden  Arbeitsgang nennt der Fachmann „Tillern“. Er besteht im Groben mit einigen Abweichungen aus den immer gleichen Tätigkeiten:

  • Bogen in die Tillervorrichtung spannen
  • Mindestens 20mal leicht vorspannen. Dies ist nötig, damit sich das Holz an den neuen Bearbeitungszustand gewöhnt (denn laut Dieter hat Holz ein Gedächtnis, vergleichbar mit Scheinschmerzen). Schon wieder was gelernt.
  • Den Biegegrad der Wurfarme beurteilen. Hier ist die Erfahrung von Dieter immer wieder gefragt. So wurde nun fleißig die Ziehklinge eingesetzt und das Werk wieder begutachtet.
  • Die Seiten links und rechts vom Bogenbauch bearbeitet. Der Bogenbauch wurde immer wieder in Abschnitte unterteilt und mit der Ziehklinge bearbeitet.

Im wahrsten Sinne des Wortes eine Geduldsarbeit, die sich mit der Zeit aber lohnte und bald den erhofften Erfolg zeigte. In der Zwischenzeit stellte Dieter das erste Paar Tips aus Büffelhorn her, in die später die Sehne eingelegt wird. Mittlerweile waren auch unser Hochtechnik-Schützen eingetroffen, die unsere Arbeiten mit einer gewissen Skepsis betrachteten. Das Büffelhorn wurde für Kunststoff gehalten, naja!!!!!!! So verging die Zeit wie im Flug. Ich darf für mich behaupten: eine spannende Angelegenheit. Bei Uwes Bogen wurden die Bogenenden so bearbeitet, dass die Büffelhorntips aufgeklebt werden konnten. Da keine passende Sehne für Uwes Bogen da war, wurde eine Sehne mit einem Öhrchen aufgezogen und mit einem Bognerknoten gesichert. Ich glaube, Uwe ist mindestens um 10 Zentimeter gewachsen, mit Recht. Bei mir wurde die Sehnenführung in die beiden Enden gesägt und da es eine passende Sehne gab, wurde der Bogen vorsichtig gespannt. Ich bin auch mindestens 10 Zentimeter gewachsen. Wenn ich mir den Bogen so ansehe, eine gleichmäßige Biegung ist noch nicht richtig zu erkennen. Dies versuche ich in dieser Woche zu bewerkstelligen. Dieter hat mir dies zwar erklärt:
„Den unteren und oberen Wurfarm in gleichmäßige Abschnitte unterteilen und den Bauch der Wurfarme so bearbeiten, dass eine gleichmäßige Biegung, sprich Tiller entsteht.“

Die Anzahl der Fragezeichen in meinem Gesicht sind noch immer zahlreich.

Und hier noch ein paar Bilder, die die aufwändige Arbeit widerspiegeln:

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016

 

 

 

 

 

Holzbogenbau 2016